Versorgungsengpass bei Polio-Impfstoff

In den vergangenen Wochen wurde in verschiedenen Medien darüber berichtet, dass Schutzimpfungen infolge fehlender Impfstoffe nicht stattfinden konnten. Die Verknappung habe insbesondere Polio-Impfungen betroffen, sodass beispielsweise Reisende in Risikogebiete nicht die erwünschte Auffrischung erhalten konnten.

Nach Recherchen von Handelsblatt und Mitteldeutschem Rundfunk (MDR) gibt es vor allem drei Gründe für die jüngste Verknappung des Polio-Impfstoffes: Vor allem durch Rotarys Ausrottungsinitiative ist die weltweite Nachfrage stark gestiegen, durch die Ausrottung des Virustyps 2 mussten alle Impfstoffchargen mit Lebendmaterial dieses Virustyps zurückgezogen und vernichtet werden und es gibt immer wieder Chargen, die den hohen Qualitätsanforderungen bei Impfstoffen nicht genügen und deshalb nicht genutzt werden können. 

Polio-Impfstoff unattraktiv für Pharma-Großkonzerne

Das Handelsblatt weist mit Bezug auf die Ärzte-Zeitung noch auf einen weiteren Grund hin: die Profitinteressen einer kleinen Gruppe von Pharma-Großkonzernen, die 95 Prozent des Weltmarktes kontrollieren. "In der Pharmabranche gibt es attraktivere Produkte, die weniger aufwendig in der Herstellung, Qualitätskontrolle und Logistik sind", zitiert die Zeitung das Deutsche Ärzteblatt. Die Gewinnmargen seien zudem niedriger, weil der Impfstoff nur ein- bis viermal im Leben und nicht mehrmals täglich verabreicht würde. Andererseits sei ein Hersteller von Generika (Nachahmerprodukten) bisher nicht in Sicht.

Für Polio gelte in Zeiten der Knappheit, dass Kinder ohne Grundimmunisierung Vorrang haben. Wie der MDR berichtet, erwartet das Paul-Ehrlich Institut die nächste größere Charge in diesem Monat und rechnet damit, dass der Engpass beim Polio-Impfstoff im nächsten Jahr zu Ende geht.

- keine -

Haben Sie eine Polio-Story zu erzählen?
Story mitteilen
Rotary International | Dez. 16, 2024