Handys bringen Krankheitsbekämpfung voran
Nov. 6, 2017
Mobiltelefone und einfache Textnachrichten stellen möglicherweise im Rahmen der weltweit größten Gesundheitswesen-Initiative - der Ausrottung von Polio - den Schlüssel zum Erfolg dar. Da die Kinderlähmung nur noch in wenigen abgelegenen Gebieten dreier Länder grassiert, liegt es nun an Gesundheitsfachkräften, schnell und gezielt Schutzimpfungen zu verabreichen und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Rotary und seine Partnerorganisationen in der globalen Kampagne zur Ausrottung der Kinderlähmung modernisieren derzeit die Kommunikationswege durch Vergabe von Mobiltelefonen an Gesundheitspersonal in Pakistan und Nigeria, wo eine einzige SMS Menschenleben retten kann. Und am Rotary-Ressourcenzentrum in Nowshera, Kyburz Pakhtunkhwa, Pakistan wird Gesundheitsfachpersonal bezüglich Mobiltelefonen und elektronischer Überwachung ausgebildet.
5.000 Handys bis 2018 verteilen
Auf diese Weise will Rotary in Pakistan dafür sorgen, dass die traditionelle papiergestützte Meldung mütterlicher und kindlicher Gesundheitsdaten einschließlich von Polio-Impfdaten durch Mobiltelefon- und E-Überwachungstechnologie ersetzt wird.
Landesweit haben Gemeindemitarbeiter im Gesundheitsbereich über eine Partnerschaft mit Rotary, der pakistanischen Regierung, Telenor, dem zweitgrößten Telekommunikationsdienst des Landes, und Eycon, einer auf Datenüberwachung und -auswertung spezialisierten Firma, mehr als 800 Mobiltelefone erhalten. Die Organisatoren wollen zu diesem Zweck bis Ende 2018 insgesamt 5.000 Handys bereitstellen.
Genauere Daten in Echtzeit
Das Gesundheitspersonal kann die Daten dann per SMS an einen zentralen Server übermitteln. Laut Michel Thieren, der die polio-bezogenen Initiativen für die WHO in Pakistan leitet, können sich auf diese Weise Echtzeitinformationen mit größerer Genauigkeit und Aussagekraft erheben lassen. Bei Verdacht auf Polio können die Verantwortlichen der nationalen Alarmzentrale Pakistans somit umgehend auf mögliche Fälle aufmerksam gemacht werden. Weiterhin können Sie ungeimpfte Kinder bzw. verweigerte elterliche Impfzustimmungen vermerken - und erfolgreiche Impfungen festhalten.
Nachdem 2016 in Nigeria die ersten Polio-Fälle seit fast zwei Jahren auftraten, ersetzten Rotary und WHO-Verantwortliche im nördlich gelegenen Staat Borno, wo die neuen Fälle registriert worden waren, rasch die traditionelle Berichterstattung durch ein mobiltelefon-gestütztes System. Seitdem ist die Mobiltelefon-Initiative auf über 11 Staaten ausgeweitet worden. Das Land hat in diesem Jahr bisher noch keinen Polio-Fall registriert.
Mapping-Technologie deckt bisher unerfasste Gebiete ab
Nigeria ermittelt anhand von mobiltelefon-gestützter Mapping-Technologie außerdem Gebiete, die bislang von Polio-Impfteams nicht erfasst wurden. Gesundheitsmitarbeiter prüfen Stuhlproben von Kindern aus entlegenen Gebieten und protokollieren Fälle akuter schlaffer Lähmung. Diese Bemühungen begannen in Borno, wurden jedoch seitdem auf drei weitere Staaten ausgeweitet.
„Mobiltechnologien sind Innovationen, die gegenwärtige Lücken in unserem Programm schließen und uns zur endgültigen Bezwingung von Polio verhelfen werden,“ so Boniface Igomu, der Programmkoordinator des nigerianischen Polio-Plus-Ausschusses von Rotary. „Ihr Einsatz war noch nie so wichtig wie heute.“
Über Polio hinaus
Laut der WHO erfuhr die weltweite Nutzung von Handys in letzter Zeit einen enormen Anstieg, mit etwa 7 Milliarden Nutzern weltweit, von denen sich 89% in Entwicklungsländern befinden. Rotary und andere gemeinnützige Organisationen nutzen dies zur Ankurbelung verschiedener Gesundheitsinitiativen.
– Medizinische Fachkräfte überwachen mit Hilfe von Handys außerdem eine Vielfalt von Gesundheitsfaktoren bei Müttern und Kindern, Impfungen gegen andere Viruserkrangungen
sowie grundlegende Gesundheits- und Hygienebedürfnisse. Darüber hinaus können sie Infektionskrankheiten wie z.B. Malaria, Tuberkulose und grippeähnliche Krankheiten sowie Mangelernährung bei Kindern und mütterliche Gesundheitsprobleme überwachen und die Informationen direkt den jeweiligen Gesundheitsämtern melden, die dann wiederum das Problem schnell lösen und ihre Strategien entsprechend ändern können.
– Die Grameen Foundation führt ein sogenanntes „mobiles Hebammen”-Programm durch, bei dem tägliche SMS-Nachrichten und wöchentliche Sprachnachrichten mit Tipps für die Schwangerschaft und das erste Lebensjahr des Kindes an Schwangere versandt werden. UNICEF bietet Müttern ähnliche Unterstützung, wobei der Schwerpunkt auf der Ernährung während der Schwangerschaft und der ersten zwei Lebensjahre des Kindes liegt.
– Mobiltelefone sind auch im Kampf gegen HIV/AIDS in Afrika hilfreich. Die britische Wohltätigkeitsorganisation Absolute Return for Kids erinnert Patienten per SMS an die Einnahme von Medikamenten und bevorstehende Arzttermine.
– Das mTrac-Programm des ugandischen Gesundheitsministeriums, ein mobiles, gemeinsam mit UNICEF und anderen Organisationen betriebenes SMS-Datenerfassungsnetzwerk, hat einen breiter gefassten Ansatz. Nahezu 30.000 Mitarbeiter in 3.700 Gesundheitszentren übermitteln per Telefon wöchentliche Berichte und erhalten Umfragen, Benachrichtigungen und andere Mitteilungen. Gesundheitspersonal wird zum Bestand medizinischer Bedarfsartikel, den Bedingungen in Kliniken und anderen wichtigen Anliegen befragt.
– Nachdem in Nigeria Anfang des Jahres mehr als 1.000 Menschen an Meningitis gestorben waren, verwendete das Land bei Notimpfaktionen dieselben digitalen Hilfsmittel.