Die stillen Helden in Nigerias Kampf gegen Polio
Okt. 17, 2016
2013 hatte ich das große Glück, zusammen mit einem Team aus 10 Rotariern nach Nigeria reisen zu dürfen. Geleitet wurde unsere Gruppe von Ann Lee Hussey, die ehemals selbst an Polio litt und sich heute für die Ausrottung der Krankheit einsetzt. Den Großteil der Woche verbrachten wir in kleinen Kliniken im Bundesstaat Kaduna.
Wir wollten herausfinden, was Nigeria tut, um das nächste poliofreie Land zu werden. Wir begleiteten dazu eine medizinische Einsatzhelferin, und das bedeutete, dass wir morgens ab 6.30 Uhr unterwegs waren (oftmals noch ohne Strom in den Hotels im Schein von Taschenlampen).
Die Impfstoffe (nicht nur gegen Polio) für die monatlich geöffneten Impfstationen werden sehr früh am Morgen bei den Gesundheitszentren angeliefert und in kleine Kühlbehälter umgepackt, die dann bis 7 Uhr von den medizinischen Einsatzhelfern abgeholt werden. Viele der Einsatzhelfer sind junge Mütter, die ihre Babies auf dem Rücken mitnehmen, um das Vorurteil von Impf-Vergiftungen auszuräumen. Wir gingen zusammen los, manchmal zu Fuß, in ländliche Gebiete, die oftmals mehr als eine Stunde entfernt lagen.
Die Impfstation konnte alles sein – von einem alten Gemüsewagen bis zu einer leeren Hütte – und wenn wir ankamen, kündigten wir mit einem Lautsprecher an, dass wir hier waren. Die Einsatzhelfer stellten die Kinder, die angelaufen kamen, in Reihen auf und wir verabreichten die Polio-Impftropfen an alle Kinder, die fünf Jahre alt waren oder jünger. Wir dokumentierten jeden Tag die Anzahl der geimpften Kinder.
Unsere Hauptaufgabe, so hatte ich das Gefühl, war es jedoch nicht, die Kinder zu impfen, sondern den Müttern dafür zu danken, dass sie ihre Kinder impfen ließen, den Einsatzhelfern für ihr Engagement und den religiösen Oberhäuptern und Dorfvorstehern für ihre Unterstützung.
Das System in Nigeria funktioniert aufgrund des Engagements der medizinischen Einsatzhelfer – sie sind die stillen Helden und Heldinnen des Systems. Diese Menschen ziehen trotz aller Gefahren aus, um Kinder vor Krankheiten zu schützen, die durch Impfungen vermieden werden können.
Eine gute Nachricht ist auch, dass das bestehende System für Polioimpfungen nicht nur dem Kampf gegen Polio zu Gute kommt (seit Juli 2014 wurde in Nigeria kein einziger Fall von Polio mehr verzeichnet), sondern dass auch andere wichtige Impfungen dadurch verarbreicht werden können. Auch wenn es ein langwieriger Prozess ist, der bereits seit 1985 andauert, freue ich mich sehr darüber, dass die Impfstrategien auch nach einer Ausrottung von Polio in Nigeria, bei der Vorbeugung von Krankheiten weiter viel Gutes bewirken werden.